Von Kim Berenice Geser
Im vierten Teil der Sommerserie «So kunstvoll ist die Region» erzählt Barbara Tapasco, warum sie zu feige ist, alles auf die Künstlerkarte zu setzen. Und sie verrät, mit welchem Autor sie über verrückte Ideen plaudern würde.

Barbara Tapasco, was genau machen Sie?
Ich bin Autorin. Auf jeden Fall versuche ich es seit längerer Zeit. Nun scheint das Vorhaben langsam Früchte zu tragen, denn im Oktober erscheint zum ersten Mal ein Buch von mir. Es ist ein Futur-Fiction-Roman namens «Unter dem Dunst» und ich freue mich sehr darauf.
Können Sie mit dem Schreiben Geld verdienen?
Bis jetzt habe ich noch keinen Rappen damit verdient. Im Gegenteil. Ich habe meine Geschichten jeweils auf eigene Kosten drucken lassen und dann an Familie und Freunde verschenkt. Es wäre genial, wenn sich das ändert. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ein Franken, den ich durchs Schreiben verdient habe, mehr Wert hat als jeder andere Franken.
Davon leben geht aber noch nicht?
Mein Körper kann davon nicht leben, meine Seele auf jeden Fall.
Ist das Schreiben in diesem Fall «nur» ein Hobby?
Schreiben ist bis jetzt «nur» ein Hobby. Hauptberuflich bin ich als Lehrerin an der Primarschule Lindenhof in Wil tätig.
Wie viel Zeit pro Tag investieren Sie in Ihre Kunst?
Das ist sehr unterschiedlich. Das reicht phasenweise von 0 Stunden am Tag bis zu jeder Minute, die ich entbehren kann.
Wie hat sich Ihr Stil im Laufe der Zeit verändert?
Am meisten hat sich die Qualität meiner Geschichten verändert. Das war natürlich zu hoffen, denn mein erstes Buch habe ich mit etwa 13 Jahren geschrieben. Ausserdem sind meine Geschichten tendenziell länger geworden.
Was ist Ihr Ziel? Weltruhm, der Literaturnobelpreis, Unsterblichkeit durch Ihre Kunst?
Wenn meine Fantasie mit mir durchbrennt, erlaube ich es mir manchmal, von der Unsterblichkeit meiner Geschichten zu träumen. Meistens jedoch träume ich bloss davon, in eine Buchhandlung zu gehen und zu sehen, wie gerade jemand ein Buch von mir kauft oder in einem Zug zu sitzen und jemanden zu beobachten, der gerade mein Buch liest.
Woran arbeiten Sie zurzeit?
Ich versuche gerade den Wunsch zu unterdrücken, am Entwurf meiner nächsten Geschichte zu arbeiten, damit ich mich besser auf die Vermarktung meines aktuellen Werks «Unter dem Dunst» kümmern kann. Es gelingt mir jedoch nicht immer, aus dem einfachen Grund, weil sich seiner Fantasie hingeben doch spannender ist als Marketing.
Wer ist Ihre Muse?
Meine Muse ist das Leben selbst. Die Erfahrungen, die ich mache, die tollen Menschen, die um mich herum sind, interessante Gespräche, die ich führe, all das kann eine Inspiration sein.
Was ist Ihr grösster Erfolg?
Eine Bekannte von mir hat den Entwurf meines aktuellen Buches gelesen. Es hat ihr so gut gefallen, dass sie bei mir elf Exemplare vorbestellt hat, um sie an Weihnachten zu verschenken. Zu erleben, wie etwas, das in meinem eigenen Kopf entstanden ist, jemand anderen so sehr berührt, dass diese Person es elf anderen Menschen weitergeben möchte, war für mich sehr bestärkend.
Was ist das Schwierigste am Schreiben?
Die Geschichte an die Leser zu bringen, finde ich das Schwierigste. Wie kann mein Buch in der Unmenge an anderen Büchern gesehen werden?
Wenn Sie einen Künstler treffen könnten, tot oder lebendig, wer wäre das?
Ich würde mich gerne mit Michael Ende unterhalten. Ich finde seine Geschichten genial verrückt und verrückt genial.
Was wollen Sie mit dem Schreiben erreichen?
Ich möchte die Leser so sehr fesseln, dass sie den Alltag für einen Moment vergessen, und ich möchte sie Emotionen erleben lassen, so dass sie nach dem Lesen ganz aufgedreht sind. Auf jeden Fall ging es mir so beim Schreiben meines letzten Buches. Es wäre doch schade, wenn ich die Einzige bliebe.
Beschreiben Sie Ihre Kunst in drei Worten.
Verführend, einnehmend, inspirierend.
Wie leben Sie? In einer Künstler WG, als Eremit, mit dem Partner, Familie?
Ich lebe mit meinem Mann in einer sehr kleinen Wohnung.
Warum setzen Sie nicht alles auf die Künstler-Karte?
Ich bewundere Künstler, die sich schon immer nur auf ihre Kunst konzentriert haben und deswegen nie etwas «Richtiges» gelernt haben. Ich war und bin jedoch zu feige dazu. Das hat aber auch sein Gutes. So kann ich schreiben, weil ich schreiben will und nicht, weil ich schreiben muss.
Quelle: Kim Berenice Geser: Autorin: «Bis jetzt habe ich noch keinen Rappen damit verdient», in: «Wiler Nachrichten», 16.08.2018, Seite 47.